Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Hello,hello - Kekse und Lächeln: Ein Nachmittag im Dorf der Freundschaft

Rund 45 Minuten dauert die Fahrt mit dem Taxi aus Hanois Altstadt zum Friendship Village. Genug Zeit, um mir Gedanken machen zu können, was mich erwartet. Sind die Kinder und Veteranen in angemessenen Gebäuden untergebracht? Und überhaupt, wie sieht der Tagesablauf aus? Neben mir liegt ein Beutel gefüllt mit Keksen. Ein kleines Mitbringsel für die Kinder, um ihnen vielleicht eine Freude bereiten zu können. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich eine gute Idee war. Vielleicht hätte ich etwas Originelleres wie deutsche Butterkekse oder etwas zum Spielen mitbringen sollen?

Viel Zeit darüber nachzudenken habe ich nach unserer Ankunft jedenfalls nicht. Empfangen werden wir von Mrs Ha, die uns begeistert über das Gelände des Villages führt und jegliche Fragen geduldig beantwortet. Schön ist es hier, denke ich mir. Irgendwie friedvoll und so ruhig im Gegensatz zu Hanois Trubel. Doch am eindrucksvollsten ist es, die Klassenzimmer der Kinder zu betreten. Sobald man die Türen öffnet, strahlen einem mindestens zehn Augenpaare entgegen, Kinderarme winken und man hört von allen Seiten “Hello, hello”. Die einen sitzen vor Nähmaschinen, Stickereien oder Papierblumen, die mir so gut gefallen, dass ich sofort zwei handgefertigte Taschen in leuchtenden Farben kaufe. Andere haben Sportunterricht, der von kanadischen und europäischen Freiwilligen geleitet wird. Mich beeindruckt, dass die etwa 100 Kinder einen überaus vergnügten Eindruck machen. Nach der Besichtigung der Klassenzimmer schauen wir uns die Gemeinschaftsküche und den Physiotherapie-Raum an, in dem vor allem Kinder mit körperlichen Behinderungen behandelt werden. Auch hier beeindruckt mich, wie fröhlich die kleinen Bewohner/innen sind und bin zugleich erleichtert, dass meine mitgebrachten Kekse zu schmecken scheinen. Es ist überwältigend, so viele strahlende Kindergesichter sehen zu können.

Auf der Rückfahrt muss ich schmunzeln, dass ich mir Gedanken über Mitbringsel gemacht habe und frage mich, ob sich die Kinder auch so sehr über unseren Besuch gefreut haben, wie wir uns über ihre strahlenden Gesichter?

Carla-Marie Baretti, Oktober 2018