Das Dorf der Freundschaft ist ein internationales Versöhnungsprojekt. Es wurde durch den ehemaligen US-Soldaten George Mizo initiiert. Es bietet Menschen, die unter den Spätfolgen des Vietnamkrieges leiden – geistig und körperlich behinderten Kindern und Jugendlichen sowie Älteren – Hilfe und Unterstützung.

Rundbrief Juni 2000

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Liebe Freundinnen und Freunde,

Pham ti Hai, das Mädchen auf unserer Rundbrief-Vorderseite, ist eines von fast 70 Kindern, die zur Zeit im "Dorf der Freundschaft" wohnen.
Vom Direktor des Dorfes hatten wir Einzelheiten erfragt. Pham ti Hai ist am 3. 4. 1983 in Dong Ha in der Provinz Ha Tay geboren. Ihr Vater ist Pham van Lap, geb. am 10.10.1948, Bauer von Beruf, hat seiner Nation von 1967 bis 1975 gedient und ist seit 1977 verheiratet. Hais Mutter, Nguyen thi Cang, ist 1955 geboren, Bäuerin von Beruf. Aufgrund der Vergiftung ihres Mannes (durch chemische Waffen im Krieg) hatte sie von 1979 bis 1981 drei Missgeburten, die nicht überlebten. Pham ti Hai ist ihr viertes Kind, schwer behindert, sehr klein, und hat eine schlechte körperliche Konstitution. Sie hat außerdem noch einen jüngeren Bruder mit ähnlicher Behinderung, der aber noch zu Hause wohnt. Die Familie ist sehr arm, deshalb hatte sie bis jetzt kaum eine Möglichkeit für eine ordentliche Behandlung. Hai darf seit dem 18.3.1998 im "Dorf der Freundschaft" wohnen. Seitdem, dank der Behandlung und Pflege im Dorf, geht es ihr besser.

Auch Herr Bui dinh Bi, geboren am 3.2.1946 in Xom Yen, Hoa Binh, leidet unter Folgen des Einsatzes von Entlaubungsgiften durch die Amerikaner. Herr Bi war von 1970 bis 1975 im Krieg und leidet seit 1971 unter Ekzemen und Juckreiz der Haut. Herr Bi hat vier Kinder. Das erste Kind, geboren 1980, ist normal. Das zweite und dritte Kind sind mager, schwach und kränklich. Das vierte Kind, geboren 1990, hat genau die gleiche Hauterkrankung wie der Vater. Herr Bi war in verschiedenen Behandlungen: vergeblich!

Beide Lebensläufe sind keine "Einzelfälle". Es erschüttert uns immer wieder, zu erfahren, dass in ganz vielen Familien mehrere Familienmitglieder von Behinderungen und Krankheiten betroffen sind - und es macht uns auch immer wieder bewusst, wie wichtig die Hilfe ist, die das "Dorf der Freundschaft" anbietet –– für die Menschen, die es aufnimmt, und auch als Entlastung für die betroffenen Familien.

Wir möchten weiterhin helfen können.
Dazu brauchen wir Eure/Ihre Unterstützung!
Unsere Mitarbeiter in Vietnam tun, was sie können, um das Dorf so unabhängig wie möglich zu machen durch den eigenen Obstanbau, durch Fisch- und Pilzzucht, durch Tierhaltung und Kräuteranbau. Trotzdem, und zusätzlich zur finanziellen Hilfe, die wir von der vietnamesischen Regierung erhalten, brauchen wir Geld, um einen Anteil der laufenden Kosten zu bestreiten und (hoffentlich bald!) auch noch ein weiteres Haus für 30 Kinder bauen zu können. Das "Dorf der Freundschaft" ist inzwischen mehr als voll belegt und genutzt, und es gibt noch so viele Anfragen! Bitte helfen Sie uns durch Ihre Spende und dadurch, dass Sie unsere Broschüre und diesen Rundbrief weitergeben.

Mit herzlichen Grüßen und dem Dank all der Menschen, die im "Dorf" leben.

Rosi und George

 


 

 

An einem Tag Im Januar 2000


"Es ist gerade Pause". Fast entschuldigend wird mir erklärt, warum die Kinder im Hof herumspringen. Einige sind schon wieder oder noch im "Klassenzimmer". Zwei provisorische Klassen wurden im "Dorf der Freundschaft" eingerichtet, in einem Haus, das eigentlich als Wohnhaus dienen könnte, wenn das neue Mehrzweckhaus, das mit französischer Finanzhilfe gebaut wird, schon fertig wäre. Zwei Räume mit alten Holzschulbänken, einem Tisch für die Lehrerin und einer Tafel sind nun Schule für die Kinder, die durch ihre verschiedenartigen Behinderungen nicht die Regelschule im Nachbardorf besuchen können. Sonder- oder Förderschulen gibt es in Vietnam nur für Blinde. Eine große Trommel wird geschlagen, um das Ende der Pause für alle hörbar zu machen. Die meisten kommen schnell zurück, einige müssen extra geholt werden. Manche schreiben schon eifrig in ihre Hefte oder versuchen zu lesen, was an der Tafel steht. Einer kritzelt mit einem winzigen Kreidestückchen auf eine matte Tafel, die vor ihm auf dem Tisch liegt. Sein Nachbar beobachtet ihn dabei. Zwei Lehrerinnen kommen ehrenamtlich ins „Dorf“, um die Kinder zu unterrichten. Die Arbeitsbedingungen und Ausstattung sind sehr einfach. Die Atmosphäre ist herzlich und liebevoll, wie überhaupt im ganzen „Dorf“. Ein paar Kinder und Jugendliche gehen nicht zur Schule. Sie halten sich in der Zeit bei den Veteranen auf, die im Nachbarhaus fernsehen und Brettspiele spielen. Jeder achtet auf jeden, auch ohne die Sprache zu verstehen, ist dies für mich spürbar.
Brigitte Müller und Ha, eine der Mitarbeiterinnen des DorfesViele Menschen im „Dorf” werden physiotherapeutisch behandelt. Auch in diesem Bereich arbeiten Freiwillige, die die Massagen ausführen.

Es hat sich viel getan im "Dorf" seit der Einweihung im Mai 98. Während meines dreimonatigen Aufenthalts in Vietnam war ich viermal zu Besuch im "Dorf". Und jedes Mal gab es Neues: der große Heilpflanzengarten, Pilzzucht in Plastiktüten in der Garage, Bananen, innerhalb von drei Wochen wurde aus einem Abwassergraben hinter Wohnhäusern ein neuer Fischteich, die Biogasanlage wurde fertig gestellt. Immer wieder stellte ich fest, wie sehr unsere vietnamesischen Partner bemüht sind, auch in Vietnam nach Unterstützung zu suchen und Ideen zu verwirklichen, um das Dorf mehr und mehr selbst versorgen zu können. Pro Person und Monat werden etwa 70 DM für Lebensmittel, Kleidung und Medikamente benötigt. Pro Kind zahlt die vietnamesische Regierung einen Zuschuss von ca. 12 DM pro Monat. Nicht alle MitarbeiterInnen werden bezahlt, einige stellen Ihre Arbeitskraft unentgeltlich zur Verfügung.

Jedes Mal ist es eine Freude für mich zu sehen, wie sich das "Dorf" und die darin lebenden Kinder entwickeln und wie sinnvoll unsere Spendengelder eingesetzt werden. Die Kinder und Jugendlichen strahlen trotz ihrer Krankheiten und Behinderungen eine ansteckende Fröhlichkeit und Lebensfreude aus, was nicht zuletzt auf die liebevolle Pflege durch die MitarbeiterInnen zurück zu führen ist, die unter einfachsten Bedingungen und großem persönlichem Einsatz im "Dorf der Freundschaft" arbeiten.

Brigitte Müller

 


 

 

Wir haben eine Zweigstelle in Alaska!

Als der Amerikaner Mike Cull das "Dorf der Freundschaft" besuchte und sich ins Gästebuch eintrug, war er völlig überrascht, als er dort den Namen George Mizo fand. Er hatte George in den siebziger Jahren in New York getroffen, seither nie mehr gesehen und keine Ahnung gehabt, dass George der Initiator des "Dorfs der Freundschaft" war.
Ein begeisterter Anruf bei uns in Hofen folgte, dann e-mails zwischen Hofen und Mikes Wohnung Wasilla in Alaska, und nach einer Benefizaktion in Alaska übergab Suel Jones ein Freund von Mike, im November 2300 $ im "Dorf der Freundschaft", eine Spende, die uns einen zweiten großen Fischteich ermöglicht hat.


Dies und jenes

1. Zuerst ein herzliches Danke an alle, die uns mit unterschiedlichsten Aktionen unterstützt haben: das Team vom Referat Zivildienst, das mit Andacht und einer Ausstellung im Diakonischen Werk über unser Projekt informiert hat... die "Funksignale" des Bayrischen Rundfunks, die uns mit ihrer Spende Kühe, Schweine und Hühner finanziert haben... der Einführungslehrgang von Zivildienstleistenden, der Geld für eine Kuh überwiesen hat... Freunde, die bei unserem Flohmarkt mitgearbeitet haben... Freunde, die unseren Flohmarkterlös großzügig mit ihrer Spende aufgestockt haben.
Danke für all die vielfältige Unterstützung, Ermutigung und Hilfe!

2. Aktion Obstbäume:
Auf einen Teil unseres unbebauten Geländes vom "Dorf der Freundschaft" möchten unsere vietnamesischen Partner Obst (Grapefruit, Orangen, Longan) und medizinische Pflanzen anbauen, insgesamt 500 verschiedene Bäume, die schon in einem Jahr geerntet werden können. Herr Hung, der Direktor des Dorfes, schreibt: "Mit der Ernte könnten wir das Essen der Dorfbewohner verbessern. Die Heilpflanzen sind für die Therapie bestimmt. Das Gebiet wird zu einem kleinen Wald, der die Landschaft verschönert und die Existenzgrundlagen des Dorfes verbessert." Die Kosten für die Pflanzung eines Baumes (mit Humus, Dünger, Bodenbearbeitung, Pflege etc.) betragen 15 US-$. Wer uns gezielt einen oder mehrere Bäume finanzieren möchte oder eine Baumfinanzierungs-Aktion machen möchte, sollte dies bitte auf der Überweisung vermerken, damit wir das Geld zielgebunden weiterleiten können.

3. Wir planen eine Vietnamreise für eine Reisegruppe an Pfingsten 2001. Wer daran Interesse hat, möge sich bitte bei uns melden. Offen ist für uns, ob es eher eine Pauschalreise, in der alles vorher organisiert ist, werden wird, oder eine Reise, bei der Freiraum für eigene Unternehmungen und Mahlzeiten ist, sein soll - auch hierzu bitte bei Interesse Rückmeldung an uns. Brigitte Müller, die jetzt länger als Reiseführerin in Vietnam war, wird diese Reise mit organisieren und ihre Erfahrungen einbringen.

4. Unsere jährliche Mitgliederversammlung fand am 15. April dieses Jahres statt. Wir freuen uns, Rainer Hub vom Referat Zivildienst des Diakonischen Werks Württemberg nun im Vorstand des "Dorfs" zu haben und danken Friedrich Gronau herzlich, der diesen Posten seit der Gründung des „Vereins Dorf der Freundschaft“ 1992 innehatte. Wer unseren Finanzbericht von 1999 haben möchte: Wir versenden ihn gerne auf Anfrage.

5. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Bitte helfen Sie mit, das "Dorf der Freundschaft" bekannt zu machen. Wir schicken auf Anfrage gerne unsere Broschüre (in der gewünschten Anzahl) zu.

6. Wir freuen uns, dass die Zeitschrift "STERN" (Nr. 28 vom 8.6.2000) und das "Greenpeace-Magazin" über das "Dorf" berichtet haben. Kopien der Artikel bzw. Belegexemplare können bei uns angefragt werden.

7. Wir haben jetzt endlich auch eine e-mail-Adresse:

info(at)dorfderfreundschaft(punkt)de
und eine website im Internet:
http://www.dorfderfreundschaft.de

Noch eine persönliche "Suchanzeige":
Ich brauche Hilfe bei der Bewältigung der alltäglichen Arbeit fürs "Dorf": Falls es im Umkreis Bönnigheim-Hofen jemand gibt, der Zeit und Lust hat, mir bei Korrespondenz und Organisation beizustehen (und der oder die vielleicht auch noch mehr Ahnung von Computer hat als ich): bitte melden!

Einen herzlichen Dank
an Alexander Link, Zivi in der Gruppe mehrfach behinderter Kinder, in der ich arbeite, der die website für uns gestaltet und eingerichtet hat.

Wir freuen uns über Vorschläge, Meinungen oder Anregungen jeglicher Art!
Herzliche Grüße, Rosi Höhn-Mizo